Culture Club

 

Hier werden Aspekte buddhistischer Kultur als durch SRS Tests systematisch kultivierbare Lerninhalte vermittelt.

Zum einen gehört dazu ein 'Who is Who?' und 'Wo ist Wo?', 'Wann ist Was?' und 'Was heißt das?' - also eine Orientierung in der buddhistischen Welt, wie wir sie vorfinden [oft im Gegensatz zu dem, wie sie zur Zeit des Buddha war].

Auf der anderen Seite gehören dazu auch relevante Abgrenzungen zum ursprünglichen Buddhismus. Jeder Westler lernt z.B. schnell, dass es zur Zeit des Buddha keine Buddhastatuen gab. Allerdings werden auch die meisten ernst involvierten Buddhisten noch nach zehn oder zwanzig Jahren Überraschungen erleben, was die Ursprünglichkeit mancher buddhistischen Praxis, Lehre oder Annahme angeht.

Hier soll sowohl der, der einen Überblick gewinnen möchte, als auch der Experte, der überrascht werden möchte, bedient werden.

 

Dass diese Sorte Wissen zum Teil für Besserwisserei, Posertum, um verzweifelt ein Minderwertigkeitsgefühl zu überspielen oder um andere zu kritisieren missbraucht wird, kann vielleicht nicht verhindert werden. Man kann auf die Gefahren oberflächlicher Motivation, das unausweichlich leidhafte Ergebnis der unheilsamen Absicht [A 6.39] und die Erkennbarkeit von missbräuchlich Erlerntem unter Erfahrenen verweisen. Wir tun das hier und hoffen es zwischendurch immer wieder einzustreuen.

Aber...

-        erstens ist der menschliche Geist in Bezug auf Motivationen Schönreden, sich drehen & wenden und herunterspielen zu einem Expertentum erzogen, dem diese Sorte Eintrag nicht gewachsen sein kann.

-        Zweitens sind Motivationen wechselhaft und prozentuale Anteile verschieben sich im Verlauf der Zeit und besonders der Entwicklung.

-        Drittens gibt es auch unterschiedliche Phasen in der Entwicklung und hier werden Affinitäten und besonders auch Sicherheitsprotokolle kultiviert, die späterer Arbeit an anderem Ort relevant zuliefern können.

-        Viertens ist der potentielle Gewinn für die, die sich dieses Wissens mit rechter Gesinnung aneignen so groß, dass ein gewisser Verlust dafür in Kauf genommen wird.

Der Gewinn dhammisch legitimer Aneignung von Kenntnis buddhistischer Kultur ist primär folgender Natur:

-        Erstens wird dadurch Gruppenzugehörigkeit und damit auch Zugang zu relevantem Insiderwissen stark erleichtert. Kommunikation funktioniert sehr viel über Abkürzungen und Jargon, also szeneinterne Begrifflichkeiten, die es möglich machen effizient Nuancen zu kommunizieren. Meist handelt es sich dabei um Dinge, die für die spezifische Gruppe, oft zu einer bestimmten Zeit oder in einem bestimmten Zusammenhang, als nicht gut mit geläufiger Sprache abzubildend empfunden werden.

Zum Beispiel wird dem thailändischen Titel ‘Luang Por’ keine Übersetzung gerecht, deswegen wird sie in den Zusammenhängen, in denen sie als natürlich oder signifikant empfunden wird, eigentlich immer so stehen gelassen [und meist als verstanden vorausgesetzt]. Gerade für die, die sich größtenteils szeneintern bewegen ist es häufig kaum nachvollziehbar und auch schlecht identifizierbar, dass Gesprächspartner oder sogar eine ganze Hörerschaft eine Begrifflichkeit nicht kennt, wenn sie sich zu einem buddhistischen Thema einfindet.

Wenn auf ‘Ñāṇavira’ verwiesen wird, wird dabei vorausgesetzt, dass die komplexe Figur, sein vielschichtig-kontroverser Ansatz, seine Biographie, wie seine Echos in unsere Zeit, zumindest weitgehend verstanden sind – ansonsten ist der gemachte Punkt, die Implikation, die Bildsprache, nicht verständlich. Damit man der Diskussion folgen kann reicht allerdings, in Kombination mit erhöhtem Nachfragen, auch ein rudimentäres Verständnis der Persönlichkeit und der sie bestimmenden ideologischen Diskussionen. Das mag einem gegebenenfalls auch helfen zu entscheiden, ob man sich in die mindestens 450 Seiten Grundlektüre mit ihren vielen Verzweigungen einarbeiten möchte oder nicht.

Der Begriff der ‘buddhistischen Kultur’ ist in diesem Zusammenhang primär positiv belegt. Mit den hier zur Verfügung gestellten Tools soll man sich didaktisch effizient einen breiten – oder verbreiteten – Zugang zu viel benutzten Namen, Jargon und anderen Referenzen aus der Gegenwart, beziehungsweise der Zeit nach dem Buddha, legen können. Die Auswahl der Inhalte ist dabei subjektiv, am lokalen Bedarf orientiert und wachsend, gegebenenfalls vielleicht auch mal wieder reduziert. Ein Anspruch auf Vollständigkeit oder spezifische Relevanz wird nicht erhoben.

-        Zweitens gibt es den Begriff ‘buddhistische Kultur’ auch negativ belegt, nämlich als, oft schleichende, Verfälschung des Originals, regelmäßig mit fatalen Folgen, vor denen der Buddha ausdrücklich warnt [S 16.13; S 20.7]. Teils aus Eigeninteresse, teils aus Gründen der Diplomatie, teils weil die Toxizität nicht eindeutig ist, werden diese Verfälschungen so oft unannotiert tradiert, dass selbst Kenner immer wieder überrascht werden, welche Inhalte, die sie als Original angenommen haben, aus späteren Quellen stammen.

In anderen Lehrgebäuden mag so etwas kaum mehr als historische Relevanz zukommen, aber im Buddhismus ist das inhärent und kategorisch anders: Die Definition eines Buddha impliziert, dass er es wie kein anderer versteht die Lehre darzulegen, nämlich so, dass dem von einem Buddha Gelehrten nichts hinzuzufügen und nichts wegzunehmen gibt [D 29].

Außerdem ist es im Buddhismus so, dass der Expertenkonsens bezüglich dem, was der Buddha gelehrt hat sehr breit ist. Er erlaubt jemand der darin ausgebildet ist [in der Originalunterweisung ein ‘Bhikkhu’, also einen meist mindestens zehn, in Sonderfällen hoher Kompetenz, die selten vorkommen, fünf Jahren von einem qualifizierten und damit beauftragten älteren Mönch in seiner Gegenwart diesbezüglich ausgebildeten buddhistischen Mönch] mit überprüfbarer Begründung zu sagen, ob etwas zur ursprünglichen Anleitung des Buddha gehört oder nicht. – Diese Methode – d.h. auch die Art der Darlegung und Überlieferung – wurden vom Buddha selbst so festgelegt [D 16], mit anderen Worten das unübertreffbare Lehrgenie des Buddha wird genau in diesem Aspekt der Überprüfbarkeit der Überlieferung durch Experten manifest [etwas worauf moderne westliche Literaturkritiker, die ‘nach Nase’ allerlei an Verfälschungen konstatieren, wie es denn gerade publizierbar scheint oder einem spezifischen Zeitgeist entsprechen soll, kategorisch nie eingehen; die Natur dieser Fehl-Kritiken muss allerdings wegen der komplexen Argumentation an anderem Ort detaillierter diskutiert werden].

Eine rudimentäre Kenntnis und Sensibilisierung für Zusätze [in der Terminologie des Buddha ‘Falschgold’] kann einem viele lange Ab- und Umwege ersparen. Ein detailliertes Studium der Natur solcher Verfälschungen kann in einem Sensibilisierung für Muster spiritueller Degeneration durch allzu Menschliches und, in der Folge, eine erhöhte Wertschätzung der vom Buddha angebotenen Anleitungen kultivieren. Damit sind viel Sicherheit, Nähe zum Buddha und seinen ursprünglichen Schülern zu seiner Zeit verbunden. Eine implizit erhöhte Verständlichkeit von Anleitungen, sowie Fortschritt & Freundschaften auf der Basis dieses Verständnisses entstehen, in denen die so gewachsenen Präferenzen und die Aufgabe, die Lehre des Buddha so gut es geht zu schützen, als gegeben angenommen werden.

-        Der Buddha macht darauf aufmerksam, dass diese Sensibilisierung für Inhalte insbesondere auch Folgen für die Wiedergeburt hat [A 4.191]. Aus samsarischer Sicht, der Perspektive des Buddha, welche die Entwicklung über viele Leben auf eine Art sieht, die wir im besten Fall rudimentär nachempfinden können, ist das gefühlte Erleben in diesem Leben, vielleicht gerade eine Fussnote wert. Dazu gehören auch empfundenen kammische Kausalität, empfundener Fortschritt oder Ermangelung dessen und die heute sehr hoch bewerteten Details des Gruppenerlebnisses. Aus der Sicht des Buddha oder jemand mit vergleichbarem samsarischen Überblick ist das einfach: Liefert das Erleben der Entwicklung zu, wunderbar, wenn nicht, trotzdem weitermachen [z.b. M 45; A 4.5, wo vom Buddha auch ein unter Tränen bemüht gelebtes Mönchstum gelobt wird, was weitgehend vergeblich scheinen muss].

So würden das z.B. auch die meisten Eltern in Bezug auf das Schulerlebnis ihrer Kinder sehen. Sie haben vor allem die sich aus dem Resultat der absolvierten Schule sich ergebenen Möglichkeiten im Auge, während das Kind wahrscheinlich primär durch die Erlebnisqualität bestimmt ist und die Fragwürdigkeit der Inhalte und sozialen Bezüge im Vordergrund sieht. Ganz vereinfacht für dieses Bild: Die größere Perspektive der Eltern bezeichnen wir als ‘erwachsen’, weil die in Betracht gezogenen Konsequenzen sehr viel weitreichender und komplexer sind, als es die gegebenenfalls durchaus intelligenten Beiträge des Kindes sind, welches meist mehr Daten hat und näher an der tatsächlich erlebten Erfahrung ist.

Im Leistungssport gibt es ein Equivalent vielleicht da, wo anfangs viel Wert – empfunden oft als ‘zu viel Wert’ – auf korrekte Haltung, Sicherheitsprotokolle oder Form gelegt werden, deren Vorteil sich oft erst nach vielen Jahren oder sogar erst im High-End Bereich zeigen.

Dieser Argumentation wird hier etwas erhöhter Raum gegeben, weil sie die vielleicht am wenigsten unter westlichen Schülern, besonders in diesem Zusammenhang, beachtete ist, aber, aus Sicht des Buddha, die bei weitem Wichtigste ist. Am plastischsten wird das vielleicht dadurch, dass der Buddha die angrenzenden Lebensbereiche [d.h. die möglichen nächsten Leben des Nachfolgers] sowohl im Guten [also ‘Himmel’] als auch im Schlechten [Höllen-, Tier- und Gespenster-Bereiche] mit regelmäßig in die viele Millionen Jahre gehenden Lebenszeiten angibt. Viel buddhistisches ‘Kulturgut’ [hier neutral], wie der extrem vorsichtige Umgang mit Eltern und Lehrern, systematisch auf Gewinn kultivierte Großzügigkeit, teils obsessziv anmutendes Interesse an Originalitätsfragen oder das quasi sportähnliche Zählen buddhistischer Leistungen, wie absolvierte Precept-Tage, werden nur aus diesem Kontext her als natürlich intelligent verständlich.

Für unseren Zusammenhang hier wichtig: Das Verständnis davon, was echten Buddhismus ausmacht, sowie der Konsens in Bezug auf kulturelle Präferenzen, werden, besonders beim ernsten Schüler des Buddha, domiant die Gruppenzugehörigkeit in folgenden Wiedergeburten bestimmen. Ganz plastisch: Mit den Devas, die es zur Zeit des Buddha zu Erleuchtungsstufen gebracht haben, sei es als Deva oder als Mensch [z.b. auch als einer der bekannten Schüler des Buddha], und die deswegen, durch ihre, besonders kollektive Erinnerung am ehesten das beste und essentiellste der Lehre und des Vorgehens, vor Augen und in ihr Leben integriert haben, wird nur der in Kontakt oder Gruppenzugehörigkeit kommen, der die Welt und die Lehre des Buddha, so sieht wie sie. Wie diese Wesen die Welt, die Lehre und spirituellen Fortschritt gesehen haben [und wie wohl nicht] ist gut aus den vielen im Pāḷikanon aufgezeichneten Interaktionen erkennbar. Wegen dem erheblichen spirituellen Gewinn ist sie auch durchaus Wert erlernt zu werden.

 

Die höchste und wichtigste Hoffnung dieser Unterabteilung von wat-sacca.de Lernkultur, dem ‘Culture Club’, ist es diesem Fortschritt zuzuliefern: Er wird sich in vielen Millionen Jahren schwer fassbaren Glückes, wie auch extrem beschleunigter Erleuchtungsenwicklung und Erleuchtungssicherheit manifestieren, wenn systematisch und mit der richtigen Einstellung kultiviert.